ADFC Fahrradklimatest 2024: Ergebnisse für die Stadt Freising (Beitragsbild)

Radfahren in Freising: Schmale Wege und Konflikte mit Kfz, aber auch Fortschritte

Fahrradklima-Test des ADFC zeigt durchwachsene Bilanz

Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 zeigen: In Freising gibt es für Radfahrende sowohl positive als auch negative Aspekte. Während die Förderung des Radverkehrs in jüngster Zeit durchaus wahrgenommen wird, sind viele Alltagsbedingungen weiterhin unzureichend. Konflikte mit dem Autoverkehr, zu schmale Wege und fehlende Sicherheit prägen den Alltag vieler Teilnehmer:innen.

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Die Erhebung umfasst 27 Fragen. Bei der aktuellen Befragung wurden außerdem 5 Zusatzfragen zum Miteinander im Verkehr gestellt. Zwischen September und November 2024 konnten Radfahrer:innen ihre Meinung zum Fahrradklima in ihrer Stadt abgeben. 2024 bewerteten 285 Menschen das Fahrradklima in Freising, deutschlandweit waren es rund 213.000.

 

Mit einer Gesamtnote der Fahrradsituation von 3,66 belegt Freising deutschlandweit Platz 91 von 429 in der Kategorie 20.000–50.000 Einwohner:innen.

Im bayernweiten Vergleich liegt Freising in seiner Kategorie auf Platz 7 von 49.

Kontinuierliche Steigerung im zeitlichen Verlauf

Von 2012 bis 2024 haben die Teilnehmendenzahlen in Freising um 367 % zugenommen.

 

Dies ist nur teilweise beeinflusst von weiterer Verbreitung des Fahrradklimatests, bei dem bundesweit im gleichen Zeitraum die Zunahme zwar auch +166 % betrug.

Die deutliche überproportionale Zunahme in Freising ist sicherlich auch als Spiegel der zunehmenden Bedeutung des Radverkehrs in der Stadt zu sehen.

Teilnahmeentwicklung ADFC Fahrradklimatest Stadt Freising
Entwicklung der Teilnahmezahlen beim ADFC Fahrradklimatest in der Stadt Freising

Notenskala für alle Fragen von 1 bis 6

ACHTUNG: Aus Gründen der besseren Sichtbarkeit wird nicht die gesamte Skala auf der Y-Achse dargestellt!

Gesamtnoten Fahrradklimatest 2012 bis 2024 in der Stadt Freising
Gesamtnoten Fahrradklimatest 2012 bis 2024 in der Stadt Freising

Mittelwerte in zeitlicher Entwicklung

 

Die schlechtesten Gesamtnoten im Jahr 2018 und 2020 sind sicher ein Spiegel des damaligen geringen kommunalpolitischen Engagements.

 Die 2022 wahrgenommenen deutlichen Verbesserungen können wohl auch als Effekt des intensiveren Engagement im Umfeld des Radentscheids Freising angesehen werden.

Auch 2024 ist weiterhin ein leicht positiver Trend vorhanden.

Mittelwerte für die 5 Bereiche in zeitlicher Entwicklung

 

Der Fahrradklimatest besteht aus 27 Fragen in den 5 Bereichen  
– Fahrrad- und Verkehrsklima
– Stellenwert des Radfahrens
– Sicherheit beim Radfahren
– Komfort beim Radfahren
– Infrastruktur und Radverkehrsnetz

 

In den Bereichen Komfort, Sicherheit und Stellenwert bewegen sich die Bewertungen bis 2020 im Bereich „ungenügend“. Seither eine leichte Verbesserungstendenz in Richtung „ausreichend“. 

Den positiven Veränderungen bei der Bewertung der Infrastruktur und auch des Sicherheitsgefühls sowie dem wahrgenommenen Stellenwert des Radfahrens und des Komforts steht 2024 eine Stagnation beim Verkehrsklima gegenüber.

 

Summarische Ergebnisse des ADFC Fahrklimatests 2024 für die Stadt Freising 27 Fragen in 5 Bereichen
Summarische Ergebnisse des ADFC Fahrklimatests 2024 für die Stadt Freising (27 Fragen in 5 Bereichen)

Detailergebnisse des ADFC Fahrklimatests 2024 für die Stadt Freising

1 Fahrrad- und Verkehrsklima
Entwicklung der Bewertungen im Bereich Fahrrad- und Verkehrsklima

1 Fahrrad- und Verkehrsklima

 

Radfahren ist in der Stadt Freising weit verbreitet (Alle fahren Fahrrad).

 

Die gefühlte Akzeptanz der Radfahrer:innen nimmt langsam zu.

 

Gleichwohl macht Radfahren in Freising nach Aussage der Befragten immer noch nur nur teilweise „Spaß“, sondern wird immer noch als relativ stressig empfunden.

 

Dass die Medienberichterstattung 2024 negativer bewertet wird als 2022 mag auch daran liegen, dass sich um die Fahrradstreifen vor und während des Erhebungszeitraums eine intensive Diskussion entzündet hat, die von den Lokalmedien teilweise auch recht negativ orchestriert worden ist. 

2 Stellenwert des Radfahrens

Am auffälligsten ist, dass seit der Radentscheid Freising 2019 aktiv geworden ist, in der Wahrnehmung der Befragten die Fahrradförderung in der Stadt als zunehmend positiver eingestuft wird. Drei von vier Befragten (75 Prozent) erkennen, dass in jüngster Zeit mehr für den Radverkehr getan wurde.

Positive Signale: Radverkehrsförderung

 

Schwachpunkte bleiben die mangelnde Falschparkerkontrolle auf Radwegen – die fehlende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen wird von 70 Prozent kritisch bewertet – und der schlechte Winterdienst.

2 Stellenwert des Radfahrens
Entwicklung der Bewertungen im Bereich "Stellenwert des Radfahrens"
3 Sicherheit beim Radfahren
Entwicklung der Bewertungen im Bereich "Sicherheit"

3 Sicherheit beim Radfahren

 

Die Werte liegen hier sehr nahe beieinander. Daher  unten eine „gezoomte“ Darstellung mit kleinerem Ausschnitt der Notenskala.

3 Sicherheit beim Radfahren (ZOOM-Darstellung)
Entwicklung der Bewertungen im Bereich "Sicherheit" (ZOOM-Darstellung)

 

Besonders negativ fällt das Fahren im Mischverkehr mit Autos auf – 69 Prozent fühlen sich dort bedrängt und behindert. Zwar hat sich die Wahrnehmung des Fahrens im Mischverkehr seit 2020 tendenziell etwas verbessert – Radfahrende werden eben auch stärker wahrgenommen, wenn mehr unterwegs sind. Aber Fahren im Mischverkehr wird immer noch deutlich schlechter bewertet als auf eigenen Wegen. 

Sicherheitsgefühl ausbaufähig!

 

3 Sicherheit beim Radfahren („ZOOM“-Darstellung)

Das Sicherheitsgefühlt hat sich seit 2020 etwas verbessert – wenn auch immer noch nicht nur ausreichend bewertet. Mehr als sechs von zehn Befragten (61 Prozent) fühlen sich beim Radfahren in Freising gefährdet.

 

Immer noch schlechte Werte ergeben sich für Konflikte mit Kfz. Regelmäßige Konflikte mit dem motorisierten Verkehr erleben 72 Prozent der Teilnehmenden.

Demgegenüber haben sich in der Wahrnehmung der Radfahrenden Konflikte mit Fußgänger:innen seit 2020 nicht verschärft.

Die Bewertung für Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen – sicherlich auch Effekt der Schaffung zusätzlicher Infrastruktur seit 2020 – hat sich deutlich verbessert. Aber immer noch wird das Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen von deutlich mehr als der Hälfte (59 Prozent) als unsicher eingeschätzt.

 

4 Komfort beim Radfahren

Kein größeren Veränderungen, auch wenn leichte Tendenzen zur Verbesserung erkennbar.

Insbesondere die Führung an Baustellen wird immer noch sehr negativ bewertet. An Baustellen sehen sich drei Viertel der Radfahrenden (75 Prozent) regelmäßig gezwungen, abzusteigen und zu schieben:

Fahrradalltag mit Hindernissen

Allerdings sind die Radwege für 78 Prozent der Befragten oft zu schmal, um langsamere Radfahrende sicher überholen zu können.

4 Komfort beim Radfahren
Entwicklung der Bewertungen im Bereich "Komfort beim Radfahren"
5 Infrastruktur & Radverkehrsnetz
5 Infrastruktur & Radverkehrsnetz

 

Auch die Verbesserung der Durchlässigkeit für Radfahrende durch  die Öffnung von Einbahnstraßen bleibt auf brauchbarem Niveau mit leichtem Trend zu Verbesserungen. Dass die meisten Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr freigegeben sind, bewerten 59 Prozent positiv. 

5 Infrastruktur & Radverkehrsnetz

 

Die Bewertung des Angebots an öffentlichen Fahrrädern hat sich seit der Einführung des Lastenradmietsystems deutlich verbessert.
Mit der 2027 geplanten Einführung von MVV-Leihfahrräder auch in der Stadt Freising dürfte sich die Situation hier noch weiter verbessern.

 

Die Erreichbarkeit des Stadtzentrums hat sich auf bereits akzeptablem Niveau nochmals leicht verbessert. Möglicherweise schlägt sich hier die Umgestaltung der Karlwirtkreuzung nieder.

Auf Verbesserunngen der Innenstadterreichbarkeit aus Richtung Neustift (Korbiniankreuzung) und Lerchenfeld (Bahnposten 15) warten die Freisinger Radler:innen allerdings bereits seit vielen Jahren.

 

Das zügige Fahren ohne Umwege ist laut 71 Prozent möglich.

Sonderfragen 2024 zum Miteinander im Verkehr

Sonderfrage 2024 zum Miteinander im Verkehr
Sonderfragen 2024 zum Miteinander im Verkehr

(keine Zeitreihenvergleiche)

 

Relativ geringe Probleme im Miteinander der Radfahrerden untereinander, z. B. zwischen sehr zügig und eher langsam Fahrenden. 73 Prozent erleben nur selten Konflikte zwischen Radfahrenden.

 

Aber es gibt eine deutliche Tendenz zu aggressivem Verkehrsklima mit zentralem Problempunkt des Überholabstands. 76 Prozent der Befragten geben an, dass sie beim Radfahren in Freising oft zu eng überholt werden.

 

Enges Überholen sorgt für Unsicherheit!

 

Auch nur eine ausreichende Bewertung des Handels der Kommune in Bezug auf Werbung für rücksichtsvolles Miteinander und das ernst nehmen der Vision Zero (= Null Verkehrstote) als Handlungsmaxime. 

Zur Verbesserung des gegenseitigen Miteinanders aller Verkehrsteilnehmer:innen wird die Stadt Freising im Sommer 2025 eine „Respekt“-Kampagne starten. 

Der Radentscheid Freising begrüßt diese Initiative der Stadtverwaltung. Vertreter:innen des Radentscheid Freising sind in die Gestaltung der Kampagne mit einbezogen.