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Modale Filter: Radrouten beruhigen und motorisierten Schleich-Durchgangsverkehr unterbinden
Viele (Wohn-) Quartiere sind von Schleich-Durchgangsverkehr belastet. Kfz nutzen Routen durch (Wohn-) Quartiere oftmals als Abkürzungen oder zur Vermeidung der Hauptrouten mit Ampelsteuerung.
Um die Quartiere vom unerwünschten Durchgangsverkehr zu entlasten, gleichzeitig aber die Durchlässigkeit für Radfahrer*innen zu erhalten, werden einerseits bereits seit langem sog. „Unechte Einbahnstrassen„ ausgewiesen. Diese Option ist inzwischen relativ weit verbreitet und wird auch in Freising angewandt.
Andererseits gibt es bereits seit langem sog. Modale Filter (tw. auch Fahrradweichen genannt).
„Modale Filter“: Verkehrplaner*innen „Sprech“ verständlich erklärt
In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung wird der etwas sperrige Begriff verständlich erklärt.
„Wie sieht die Idee aus?
Stadt- und Verkehrsplaner haben manchmal eine komische (Fach-)Sprache: Was sie „modale Filter“ nennen, kennen viele Verkehrsteilnehmer aus dem Alltag als Poller oder Blumenkübel.
Die werden so aufgestellt, dass eine Straße oder ein Platz zwar für Fußgänger und Radfahrer sowie Menschen mit Rollatoren, Kinderwägen oder Rollstühlen passierbar bleibt, Autofahrer aber nicht durchkommen – also die verschiedenen Verkehrsarten („Modi“) gefiltert werden.
So lassen sich Wohnviertel beruhigen und von Autos und Lkw wenig befahrene Radrouten schaffen.
Modale Filter können auch helfen, kleinräumige Fußgängerzonen in Stadtvierteln anzulegen, etwa vor Schulen, Rathäusern, Theatern oder Bibliotheken.
Diese Orte ließen sich so aufwerten, Händler und Läden siedeln sich dort unter Umständen (wieder) an, die Nahversorgung wird verbessert – und damit, wenn alles gut läuft, die (Auto-)Fahrt zum weit entfernten Supermarkt am Ortsrand unnötig.“
Modale Filter bzw. Durchfahrtsweichen (die bei entsprechender Gestaltung bei Bedarf natürlich auch für Busse durchlässig sein können) können dabei ganz unterschiedlich ausgestaltet sein.
Einprobate … und auch bereits schon seit Jahrzehnten im Rahmen der Verkehrsberuhigung von (Wohn-) Quartieren und der Schaffung von Tempo 30 Zonen ist die Ausweisung eines Netzes von Einbahnstraßen (mit Öffnung für den Fahrradverkehr).
So kann unerwünschter Kfz-Durchgangsverkehr unterbunden werden (Abbildung rechts)
Noch nicht so weit verbreitet sind bauliche Sperren für die Durchfahrt von Kfz (Abbildungen unten).
Voraussetzung ist hierfür, das vor der Absperrung entsprechende Wendemöglichkeiten für die Kfz vorhanden sind.
Die Modalen Filter können dabei im Verlauf der Straße (als sog. Pocket Park auch mit der Erhöhung der Aufenthaltsqualität oder ganz einfach nur mit Poller) angelegt werden.
Aber auch am Ende von Straßenzügen an Einmündungen lassen sich solche Modalen Filter mit der Verbesserung der Aufenthaltsqualität oder auch mehr Platz für ÖPNV-Haltestellen kombinieren.
Eine mögliche Anwendung in Freising könnte zum Beispiel die Lankesbergstraße sein.
Aber auch der Schleichverkehr von Osten nach Norden durch Neustift (über die Ignaz-Günther und General-von-Stein-Straße) könnte durch einen Modalen Filter (im Bereich des Neustifter Friedhofs) reduziert werden und so die Verkehrssicherheit vor dem Städtischen Kindergarten Neustift I sowie den Schulweg zur Grundschule Neustift signifikant erhöhen.
In Münster werden Modale Filter bereits seit mehr als 20 Jahren praktiziert. Teilweise baulich auch ganz einfach gestaltet und zunächst als Provisorien angelegt, die dann zu einem späteren Zeitpunkt auch entsprechend ansprechender gestaltet werden.
Schnelle funktionale Lösungen zu schaffen gehört dort zum Primat einer praktizierten und umfassenden Ausrichtung der Verkehrsplanung am Ziel der Fahrradfreundlichkeit
Freising könnte in Punkto Fahrradfreundlichkeit sicherlich noch einiges von Münster .. und anderen klar und ernsthaft auf Fahrradfreundlichkeit ausgerichtet Kommunen lernen, meint der Radentscheid Freising.
Sofern nicht anders bei den einzelnen Bildern angegeben, Photos auf dieser Seite Andreas Kagermeier